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Aufgabenstellung:
Prof. Jörg Homeier

Beurteilungskommission:
Prof. Johann Ebe
Prof. Andreas Meck
Prof. Gerold Richter
Prof. K.-H. Rudel
ORTSMITTE NEURIED

Städtebauliche Neuordnung /
Entwurf kirchliches Gemeindezentrum
Ort / Situation
Neuried, noch vor 100 Jahren eine dörfliche Gemeinde im Forstenrieder Park, teilt mit anderen Orten im Südwesten Münchens wie Gräfelfing, Planegg, Stockdorf, Gauting das gleich Schicksal.
Durch das enorme Wachstum der Landeshauptstadt sind die Grenzen zwischen Umland und Stadt gefallen und viele ehemals selbstständige Gemeinden als Stadtviertel einverleibt worden. Die verbleibenden Orte an der Stadtgrenze leiden unter der Eindimensionalität ihres Schlafstadtcharakters und mit der enormen Zuwanderung und Erschließung immer neuer Baugebiete verlieren sie ihre ursprüngliche Identität.
Neuried, unmittelbar an Fürstenried angrenzend, will seine Eigenständigkeit behaupten, trotz des wachsenden Druckes aus der Metropole. Waren es um 1900 noch 250 Einwohner, ein Ort mit Bauernhöfen, einem Anger und Weiher, so zählt Neuried jetzt 6.500 Einwohner und mit der Erweiterung von Wohnflächen ist in den nächsten Jahren mit einem Anwachsen auf 8.500 EW zu rechnen.
Einhergehend mit dieser Entwicklung lastet auf dem Ort eine schwere Hypothek, nämlich die nahezu unüberwindliche Teilung des Ortes durch den Verkehr. Und dies in der Ortsmitte mit einer Kreuzung, die in NS-Richtung die Verbindung Großhadern-Gauting und in OW-Richtung Fürstenried-Planegg darstellt.
Durch die in absehbarer Zeit umsetzbare östliche Ortsumfahrung entfällt ein wesentlicher Teil des belastenden Verkehrs und eröffnet die Chance einer Rückgewinnung der einstigen Ortsmitte, der angerartigen historischen Situation zwischen Kirche und Rathaus, für ein öffenliches Leben.
Nördlich davon, jenseits der Kreuzung in der optischen Achse, soll das neue Gemeindezentrum mit Rathausplatz, Rathaus, Bibliothek und Räumen für kulturelle Veranstaltungen entstehen.
Zur Umsetzung dieses Konzepts wurde für den Ortskern 1994 ein Bebauungsplan beschlossen, der für den Bereich zwischen Kirche und Rathaus (Kreuzung) zwar eine verkehrsberuhigte Zone vorsieht, bezüglich der Bebauung und der Definition der Raumkanten sich mehr am politisch Machbaren als am Wünschenswerten orientiert.
Ähnlich verhält es sich mit der Neuplanung eines kirchlichen Gemeindezentrums, deswegen der wachsenden Einwohnerzahl für wünschenswert angesehen wird.
Während in der Realität ein anderes Grundstück außerhalb der Ortsmitte vorgesehen ist, könnte durch einen Neubau im Ortskern einerseits ein wesentlicher Beitrag zur Entstehung öffentlichen Lebens geleistet werden und anderseits die im Ursprung romanische St.Nikolaus-Kirche (1194), als einer der ersten Bauten des Ortes, ein Stück Identifikation darstellen und durch die Integration in die Gesamtanlage nicht zum nostalgischen Versatzstück entwertet werden.

Aufgabenstellung
Die Aufgabe befaßt sich mit dem Ortskern und beinhaltet im Zusammenhang mit der Verwirklichung der Neuplanung drei Aufgabenteile:
A) Auf den vorgegebenen Grundstücksflächen (ca. 5.000 qm) soll der Neubau eines kirchlichen Gemeindezentrums mit Kirche, Pfarrheim, Pfarramt, Pfarrhaus und Messnerwohnung (insg. ca. 2.000 qm) verwirklicht werden. Wesentlicher Teil der Aufgabe ist die Auseinandersetzung mit der Einbeziehung der Kirche St.Nikolaus in die Gesamtanlage und die Bedeutung, die der historischen Kiche in Bezug auf Situation und Ortsbild zukommt.
B) Im Zusammenhang mit dem Entwurf des Gemeindezentrums wird ein Vorschlag für die Neuordnung der Raumkanten, der Erschließung und der Wegebeziehungen einer zukünftigen "angerartigen" verkehrsberuhigten Zone erwartet.
C) Durch die Schaffung einer verkehrsberuhigten Zone zwischen Kreuzung Fürstenrieder-/Planegger Str. und Kirche St.Nikolaus mit Friedhof (hier wird nur noch zeitlich begrenzeter Lieferverkehr zugelasen) eröffnen sich neue Möglichkeiten zur Gestaltung eines öffentlichen Raumes und zur Wiedergewinnung einer Ortsmitte für Neuried. Kirchplatz, Flächen für Markt etc. werden wesentliche Elemente sein.
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